Wie fortschrittlich ist das deutsche Bildungssystem?
Die 100 größten deutschen Hochschulen im Digitalisierungs-Check
Vor allem mit der Corona-Pandemie erlebte das deutsche Bildungssystem eine notgedrungene Digitalisierung: Vorlesungen an Hochschulen mussten online abgehalten, Klausuren digital geschrieben werden. Dabei wurde wieder deutlich, dass Deutschland bei der Digitalisierung der Lehre noch deutlich aufholen muss. Neben der technischen Ausstattung ist aber auch der Inhalt wichtig. Es geht nicht nur darum, wie Inhalte gelehrt werden, sondern auch, was gelehrt wird.
Im Digitalisierungs-Index haben wir herausgefunden, wie Deutschlands Hochschulen im Bereich Digitalisierung aufgestellt sind. Dafür wurden die 100 größten Hochschulen in Deutschland im Hinblick auf vier verschiedene Kriterien untersucht, darunter die Bewertungen der Hochschulen zum digitalen Lernen, die Anteile an Studiengängen und Dissertationen mit digitalem Bezug sowie der Zugang zu Online-Dokumenten. Die Ergebnisse zeigen, dass es an vielen deutschen Hochschulen bei der Digitalisierung noch Luft nach oben gibt.
Das sind die Gewinner des Vergleichs
Mit der Fernuniversität Hagen kann sich eine Hochschule den ersten Platz sichern, die ohnehin mit einem Online-Lernkonzept lockt (235 Punkte). Darauf folgen zwei Universitäten, bei denen ein Studium in Präsenz normal ist. Die RWTH Aachen kann sich mit 229 Prozentpunkten den Vizetitel als digitalste Hochschule in Deutschland sichern. Besonders bei der Bereitstellung von Online-Dokumenten ist die Aachener Hochschule Spitzenreiter.
Auch die Universität Passau kann beim Thema Digitalisierung punkten und belegt den dritten Platz im Ranking (224 Punkte). Die Studierenden der Passauer Universität beschäftigen sich intensiv mit dem Themenkomplex: 20,2 Prozent der untersuchten Dissertationen widmen sich etwa der Digitalisierung im deutschen Rechtssystem oder den Geschäftsmodellen internetbasierter Start-ups – keine andere Hochschule hat einen höheren Anteil.
Das sind die 20 besten Universitäten des Vergleichs:
Das sind die Verlierer des Vergleichs
Ganz anders sieht es hingegen an der Universität in Greifswald sowie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn aus, bei denen es jeweils nur zu 44 Punkten reicht. Das macht sich besonders beim Studienangebot bemerkbar: An der Greifswalder Universität haben 1,7 Prozent aller Studiengänge einen digitalen Bezug, nur etwas größer ist der Anteil in Bonn (2,6 Prozent). Für lediglich 45 Punkte reicht es bei der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität. Dabei gehört die Digitalisierung unter den Mainzer Studierenden selbst nur selten zur wissenschaftlichen Arbeit: Anteilig 2,9 Prozent aller Dissertationen beschäftigen sich mit dem Thema und damit deutlich weniger als im Bundesschnitt (7,9 Prozent).
Das sind die 20 schlechtesten Universitäten des Vergleichs:
Bei der Digitalisierung des Wirtschaftsstandortes Deutschland spielt nicht nur die Praxis, sondern auch die Lehre eine wichtige Rolle. Neben der FOM-Hochschule ist es die Fachhochschule Dortmund, die viel zum Thema Digitalisierung lehrt (27,5 Prozent). Auch das Studienangebot an der Technischen Hochschule Mittelhessen ist mit einem Anteil von 27,2 Prozent zukunftsgerichtet. Das Fach Informatik (654 Studiengänge) ist dabei am beliebtesten, aber auch Studiengänge rund um Digitales sowie in Computing bzw. Computer Sciences (172 bzw. 116 angebotene Studiengänge) sind häufig vertreten. Im Bereich Software, besonders das Fach Software Engineering, werden ebenfalls viele Studiengänge angeboten (31).
Diese Hochschulen vermitteln die meisten digitalen Inhalte:
Welche Schlagworte mit Digital-Bezug häufig bei den Studiengängen zu finden sind, siehst du hier:
Das sind die Trendthemen der Dissertationen
Nicht nur in den Studiengängen, sondern auch in den Abschlussarbeiten geht es um Digitalisierung. Im Schnitt beschäftigen sich allerdings nur 7,1 Prozent aller untersuchten Dissertationen damit. Anders als bei den Studiengängen werden in den Doktorarbeiten auch oft Zukunftsthemen wie Hacking oder Cybersecurity (488 bzw. 155 Abschlussarbeiten) behandelt. Gaming, künstliche Intelligenz und Blockchains sind mit 427, 179 bzw. 52 Dissertationen ebenfalls häufig vertreten.
Im Hinblick auf die einzelnen Hochschulen belegt die Universität Passau mit 20,2 Prozent Platz eins, gefolgt von der Fernuniversität Hagen (15,9 Prozent) und der Universität Paderborn (13,2 Prozent). Diese Arbeiten drehen sich am häufigsten um Softwares und um die Datenverarbeitung im Netz (28 bzw. 27 Arbeiten). Ähnlich hoch ist der Anteil an Dissertationen mit digitalem Hintergrund an der Universität Siegen (13 Prozent).
An welchen Universitäten der Anteil an Abschlussarbeiten zum Thema Digitalisierung am höchsten ist, siehst du in der Tabelle:
Und das sind die Themenbereiche der Abschlussarbeiten:
Hier sind die meisten Dokumente online zugänglich
Um sich bestmöglich auf Klausuren und Prüfungen vorzubereiten, benötigen Studierende Material, das jedoch häufig nur eingeschränkt online zu finden ist. Von der Plattform Studydrive, die solche Dokumente online sammelt, profitieren besonders die Studierenden der RWTH Aachen: Pro Studiengang finden die Aachener im Schnitt 605 Dokumente und sind damit deutlicher Spitzenreiter. Auch Studierende der Fernuniversität Hagen und der Universität Duisburg-Essen können sich online gut auf Prüfungen vorbereiten (299 bzw. 209 Dokumente pro Studiengang).
Weniger als ein Dokument pro Studiengang finden Immatrikulierte hingegen an der DIPLOMA Hochschule, der dualen Hochschule Baden-Württemberg sowie an der Hochschule Fresenius. Schlusslicht mit 0,13 Dokumenten pro Studiengang ist die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen.
Diese 20 Universitäten schneiden in der Kategorie Online-Dokumente am besten ab:
An diesen Hochschulen sind die Studierenden mit der digitalen Lehre am zufriedensten
Bei der digitalen Lehre selbst sehen die Studierenden noch Luft nach oben: Im Schnitt erreichen die Hochschulen eine Bewertung von 3,7 von 5 möglichen Punkten. Besonders gut schneidet die Europäische Fernhochschule Hamburg mit 4,3 Punkten ab. Vier weitere Hochschulen belegen mit 4,1 von 5 Punkten den zweiten Platz, darunter die Universität Mannheim und die IU Internationale Hochschule.
Unzufriedener mit der digitalen Lehre sind die Studierenden der Universität Koblenz mit einer durchschnittlichen Bewertung von 3,3. Ähnlich schlecht schneidet die Frankfurt University of Applied Sciences ab (3,4 Punkte).
Die Hochschulen mit den Top-Bewertungen in puncto digitaler Lehre findest du hier:
Das haben wir untersucht
Für den Vergleich wurden die 100 Hochschulen in Deutschland mit der höchsten Anzahl an Studierenden herangezogen. Daraufhin wurden die Hochschulen im Hinblick auf vier verschiedene Kriterien miteinander verglichen. Dazu zählen die Bewertungen für das digitale Lernen auf StudyCheck sowie die Anzahl an hochgeladenen Online-Dokumenten auf Studydrive im Verhältnis zur Anzahl an Studiengängen pro Standort. Außerdem wurden die Bezeichnungen von insgesamt 12.966 Studiengängen und 260.585 Dissertationen des DART-Europe-Portals auf 46 verschiedene Schlagworte mit Bezug zu Digitalisierung hin anteilig ausgewertet. Je nach Ausprägung wurde pro Kategorie eine prozentuale Punktzahl zwischen 1 und 100 vergeben, die im Verhältnis zum minimalen und maximalen Wert berechnet wurde. Je höher die Punktzahl ist, desto besser schneidet die Hochschule im Ranking ab.
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